Die Kinder machen lassen. An ihre Ideen zu glauben. Und sie diese Ideen umsetzen zu lassen. Das ist Entwicklung. 

Die Welt braucht mutige Kinder, die die Zukunft gestalten möchten –

und zwar mit ihren eigenen Ideen. Denn nur aus eigener Kraft, durch eigenes Engagement werden sie ihre Ideen auch wirklich umsetzen können. Begleite dein Kind also dabei, zu wachsen. Beschneide es nicht in seinen Möglichkeiten, indem du ihm deine Grenzen auferlegst.

Erinnert ihr euch noch daran, als meine kleine Tochter Alva nach Paris reiten wollte?

Nur weil man die eigenen Wünsche nicht mehr spürt – sie nicht mehr ausspricht oder verneint – sind sie nicht weg. Kinder wissen das. Erwachsene tun sich oftmals schwer damit. Wir merken nicht, wie sehr unsere versteckten, nicht gelebten Wünsche und Träume uns schwächen. Frustrieren. Sogar krankmachen.

Auch die Dinge, die man nicht tut, wirken sich auf unser Leben aus.

Und weil jeder Erwachsene das irgendwie unbewusst doch weiß, beruhigt man sich eben mit einem Versprechen:

„Irgendwann – ja irgendwann ganz sicher werde ich….“ Zum Beweis klebt man sich noch einen weisen Spruch an den Kühlschrank – sowas wie: „Du kannst nicht wählen, wie du stirbst oder wann. Aber du kannst bestimmen, wie du lebst. Jetzt!“ Joan Baez

Und tut es trotzdem nicht. Ich glaube, dass Krankheiten wie Burnout, Depression und Angsterkrankungen genau davon ein Lied singen. Wenn man sich nicht erfüllt, entsteht eine Leere.

Alva hat sich entschieden ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Sie war zu diesem Zeitpunkt immerhin 5 Jahre alt und einmal schon ausgezogen von zu Hause, weil es ihr hier zu viel wurde mit uns. Wir sind eine lebendige Familie. Bunt. Laut. Zuweilen wild und anstrengend. 3 Kinder, 2 Katzen, viel Musik und viel Lebenslust, aber eben auch Frust.

An einem solchen lauten und anstrengenden Tag entschied sich Alva, dass es für sie an der Zeit sei, eine kleine Pause einzulegen. Also entschloss sie sich mit dem Fahrrad nach Paris zu fahren. Zum Eiffelturm, den kannte sie, denn er war das erste umgesetzte Ziel unserer Familien-Bucket-Liste im letzten Frühjahr.

Nach kurzem Gespräch konnte ich ihr klarmachen, dass es ziemlich weit und vielleicht zu anstrengend sei, mit dem Fahrrad nach Paris zu fahren. Sie verstand, überlegte kurz und beschloss:

„Dann reite ich eben auf einem Pony nach Paris.“ 

Da wir kein Pony haben, wurde kurzerhand mit den Geschwistern beratschlagt und besprochen, dass sie eben jetzt alle zusammen Geld verdienen müssen, um dieses Pony zu kaufen. Das Ziel klar im Blick wurden Holunderblüten geerntet und Sirup gekocht. Jula, die große Schwester, fand sogar noch eine Spardose mit Pferden darauf und die Pläne, mit dem Pony dann ja auch in die Schule und den Kindergarten reiten zu können, trieben sie noch zusätzlich an.

Stolz wie Bolle

Die ersten drei Flaschen Sirup haben Alva und Jula in der Nachbarschaft verkauft. An einer Tür war Alva sogar ganz allein. Sie hat mehrere Minuten gebraucht sich zu trauen und hinterher war sie stolz wie Bolle, dass sie es geschafft hat. Sie hat zu dem Geld sogar noch Süßigkeiten für alle und ein Angebot für Streu, für das Pony bekommen.

Am Wochenende gehen die Mädchen mit dem restlichen Holunderblütensirup in unserem Ort auf den Markt und versuchen dort ihr Glück. Ich sehe sie schon mit roten Wangen und glücklichen Augen die nächsten Euros in ihre Pferdespardose stecken und ihr Pony immer näher rücken sehen. Auch meine beiden Mädels rücken durch diese Aktion näher aneinander.

Der Glaube versetzt Berge

Wahrscheinlich werden sie es nicht hinbekommen, das ganze Geld für ein Pony zusammen zu sparen. Oder doch? Wer weiß das schon. Das Universum unterstützt ja bekanntlich genau die, die klare Wünsche verfolgen. Und sei es, dass sie auf dem Weg dorthin viele besondere Momente und Erfahrungen geschenkt bekommen, die ihr Leben erfüllen und bunt machen. Alva und Jula jedenfalls glauben fest daran, dass Wünsche dazu da sind, umgesetzt zu werden. Wie recht sie haben! Und wie sehr sie daran wachsen, es zumindest zu versuchen.

„Wie die Kinder, so die Mutter.“

Ich danke ihnen für diese Lektion und mache mich auf, meine Wünsche in Ziele zu verwandeln und ebenso ernsthaft zu verfolgen. Hier wird also das Sprichwort: „Wie der Vater, so der Sohn“ umgewandelt in „Wie die Kinder, so die Mutter.“ 

Mach doch mit!

Man hat immer die Wahl. Und wenn man nur jeden Tag einen ganz kleinen klitzekleinen mini Schritt seinem Ziel entgegen geht, kommt man irgendwann auch an. Und auf dem Weg in diese Richtung, werden dir einige Überraschungen und Erfahrungen begegnen, die du sonst nicht machen würdest und die dein Leben sicher bereichern werden.

Nur, wenn unsere Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen, vielleicht auch Fehler, werden sie sich entwickeln. Individuell. Sie lernen, ihre Ideen zu hinterfragen, vielleicht sogar zu verwerfen. Oder für sie zu kämpfen.

Alva hat an ihre Idee geglaubt. Und ich an sie. Das Spiel ist für Kinder Entwicklung pur. Lernen. Die Welt verstehen. Sich selbst verstehen. Wieso solltest du dort eingreifen? Es geht schließlich nicht darum, ein Mini Me zu gestalten. Viel schöner wäre doch, ein eigenständiges, selbstbestimmtes, selbstliebendes Kind zu begleiten, beim Wachsen und Entwickeln.

Denn es geht nicht um unser eigenes Leben, es geht um das Leben deines Kindes.

Begleitet von deiner Liebe, deinem Schutz, deinem Wissen, wenn es gefragt ist. Nimm dein Kind in den Arm und sage ihm: „Du bist wunderbar – genau so, wie du bist.“ Und meine es auch so. Genau so, wie du bist.

Na klar darf und wird es sich trotzdem verändern. Zum Glück. Aber lasst uns unseren Kindern die Möglichkeit geben, das aus EIGENER Kraft zu tun und sie selbst zu werden – statt die Menschen, die wir aus ihnen machen wollen.

Denn wenn man die Kinder nicht machen lässt, werden sie nie wirklich lernen, wie es geht. Alva und Jula haben gezeigt, wie es geht. Und was es macht, wenn man sie machen lässt…

Enjoy living,

Tina