Ich fühle mich immer wieder ein bisschen anders als die anderen. Irgendwie komisch.

“Und du wirst noch viel komischer werden”,

sagt meine Freundin. Sie meint das liebevoll.
“Komisch bedeutet, nicht so wie die anderen sind, sondern mit meinen Bedürfnissen gehend, egal was die anderen dazu sagen.“
fügt sie hinzu, weil sie sieht, wie ich nicht ganz verstehe, ob das ein Kompliment ist oder eine Warnung sein soll.
An diese Worte muss ich denken, als ich hier an unsere große, mindestens 250 Jahre alte, und wunderbar grünende Buche gelehnt sitze. Wahrscheinlich ist es der älteste Baum hier im Park auf Gut Kleve. Seine Wurzeln formen einen Sitz, in dem man sich wirklich hinein sinken lassen kann, angelehnt an den großen, breiten, haltenden Stamm.
Für mich gibt es momentan keine bessere Möglichkeit, den Sorgen des Alltags zu entfliehen, als sich in die einladende Umarmung eines Baumes zu begeben. In den Wurzeln gehalten und sicher, eingehüllt in einen Vorhang aus grünen Blättern. Hier kann ich freier atmen und klarer denken, mein Herz und mein Gehirn werden durch den, von den Blättern abgegebenen, Sauerstoff genährt.

Es fühlt sich an wie ein Zufluchtsort,

an dem ich ganz ich selbst sein kann, an dem die Masken abgelegt werden können, die die Welt von uns verlangt, und an dem ich meine verborgensten Geheimnisse, Träume und Wünsche offenbaren kann.
Der Blick in die Krone, die sich so weit empor ragt, dass sie fast den Himmel zu berühren scheint. Hier sitze ich also verbunden mit diesem Baum. Und fühle mich seltsam, aber gut seltsam. Denn wenn ich eines gelernt habe in den letzten Jahren, mit all dem auf und ab und hin und her und kreuz und quer ist es:

Die einzige Möglichkeit bei sich anzukommen ist, den Weg zu gehen, der sich mir vor die Füße legt.

Und mit jedem Schritt einen Moment inne zu halten und sich zu besinnen: “Geht dieser Schritt noch in die richtige Richtung?”
Dieser Platz hier in unserem wunderschönen großen, starken, schützenden ElefantenBaum, gibt mir die Gelegenheit dazu. Es fühlt sich getragen und behütet und geschützt und wohlig an, so dass ich voller Urvertrauen alles loslassen kann, was mich gerade beschwert und mich ganz dem Moment hingeben kann. Natürlich ist es auch wahr, dass man immer und überall meditieren kann, zu sich kommen, aber es gibt doch einige Stellen, an denen geht es besser.
Ich habe begonnen mich seltsam zu fühlen, als ich nicht mehr versucht habe zu erfüllen, was das Außen von mir erwartet. Gelernt hatte ich doch, so zu sein, dass ich niemandem zur Last falle, es recht mache. Jetzt ist das Seltsam mein neues Normal.  Und wenn ich nicht so seltsam wäre, hätte ich diese Stelle hier auf Gut Kleve nie gefunden. Also, alles richtig gemacht.

Wo kannst du dein Bedürfnis “normal” zu sein ablegen und etwas näher zu dir kommen?

Auch wenn es sich vielleicht erstmal etwas seltsam anfühlt. Es lohnt sich.
Liebe für dich,

Deine Tina