Marlen hat mich wirklich beeindruckt. Diese jungen Frauen sind so wichtig für die Welt!
Vor kurzem war ich an der Schule meiner Kinder, um die Jahresarbeiten der Stufe meines Sohnes anzuschauen. Die sogenannte Jahresarbeit besteht darin, dass sich jeder Schüler ein Jahr (meist jedoch kürzer) lang intensiv mit einem Thema sowohl praktisch als auch theoretisch und künstlerisch auseinandersetzt. Das Thema ist nicht an Unterrichtsfächer gebunden, sondern kann frei gewählt werden. Was für eine Herausforderung! Nach einem Jahr stellen die Schüler ihre Arbeit einem Publikum vor.

Bei diesen Jahresarbeiten traf ich auf Marlen. Ihr Vortrag hat mich wirklich berührt. Also bin ich zu ihr gegangen und habe sie gefragt, ob sie für dich und die gesamte Herzsache-Community einen Beitrag schreiben möchte. Und sie wollte. Hier also der Blick einer 12. Klasse-Schülerin auf die Emanzipation der Frau.

Viel Freude dabei!

Emanzipation passiert in unseren Köpfen

Es war sehr lange Zeit normal, dass Frauen unterdrückt, als etwas „Niederes“ angesehen wurden, bis die Frauen sich das nicht mehr haben gefallen lassen. Trotzdem herrscht in den Köpfen von vielen Menschen immer noch die Vorstellung, dass Frauen niedriger als der Mann gestellt sind. Und das, obwohl die Frauen schon seit der Französischen Revolution ihre Rechte fordern. Denn dort schrieb Olympe de Gouges die erste Erklärung der Rechte der Frauen, leider wurde diese Erklärung nicht anerkannt.

Weiter hat sich dann auch Louise Otto-Peters für unsere Rechte eingesetzt, in dem sie den ersten „allgemeinen deutschen Frauenverein“ (ADF) gegründet hat. Dieser setzte sich für die Bildung der Frauen ein. Das einzige Problem am ADF war, dass er nichts mit bürgerlichen Frauen zu tun haben wollte. Mit der Gründung des ADFs hat Louise Otto-Peters auch die erste Welle der Frauenbewegung mit gegründet. Diese Welle dauerte an, bis die Frauen endlich ihr Wahlrecht bekamen.

Der Kampf um das Wahlrecht war sehr hart und lang, er hat sich in Deutschland von 1865 bis 1918 gezogen. Bei diesem Kampf waren nicht nur die Männer ein Problem, sondern auch die Frauen selbst, denn einige Frauen wollten ihr Wahlrecht nicht, sie waren zufrieden so wie es war. Viele Männer hatten die Idee, dass Frauen auch das Wahlrecht bekommen sollten, einfach nur lächerlich gefunden und hatten es anfangs nur als „dumme“ Idee abgetan.

Zum Glück hatten sich die Frauen davon nicht unterkriegen lassen, sondern weiter für ihr Wahlrecht gekämpft, bis sie 1918 endlich das aktive und passive Wahlrecht bekamen. Damit war natürlich noch nicht alles erreicht, denn Frauen und Männer waren immer noch nicht vor dem Gesetz gleichgestellt, das waren sie in Deutschland erst seit 1945. Aber auch damit war noch nicht alles erreicht und das sahen viele Frauen zum Glück auch so, denn es entstanden noch zwei weitere Wellen der Frauenbewegung, die sich mit verschiedenen Themen beschäftigten. In beiden Wellen spielen die Themen „Selbstbestimmung“ und „weg von den Geschlechterrollen“ eine große Rolle.

Wir befinden uns jetzt gerade in der vierten Welle der Frauenbewegung. Diese fordert, dass auch Frauen, die nicht klassischen feministischen Bildern entsprechen, emanzipiert sein können, sich ihrer Rechte bewusst sein können und sich auch für diese starkmachen können. Das bedeutet, dass auch Frauen, die sich zu Hause um ihre Kinder kümmern, sich ihrer Rechte bewusst sein, sich dafür einsetzen und dies auch weiter an ihre Kinder vermitteln können.

Mir ist in der letzten Zeit noch einmal bewusst geworden, wie dankbar ich den vielen starken Frauen bin, die sich für meine Rechte eingesetzt haben und wie wichtig es ist, dass wir uns selbst bewusst machen, dass hier bei uns noch keine komplette Gleichberechtigung herrscht. Es gibt noch viel Ungleichheit, und zwar nicht nur in den Punkten wie, dass Frauen weniger verdienen als Männer und in vielen Berufen insbesondere in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, sondern auch, dass in den Köpfen von vielen Menschen noch alte Denkmuster und Rollenbilder herrschen.

Ich denke, dass es besonders wichtig ist, dass bei den Frauen und Mädchen die Auflösung der Rollenbilder anfängt. Denn wenn diese aufhören, sich automatisch in die von ihnen von der Gesellschaft erwarteten Rollenbilder einzufügen und ein anderes Auftreten an den Tag legen, wird sich die Haltung der Menschen, insbesondere der Männer ihnen gegenüber ändern.

Damit meine ich, dass Männer, die sich in alten Rollenmustern bewegen, mit der Erwartung an eine Frau herantreten, dass diese sich ihnen unterordnet und wenn diese, diese Erwartungen nicht erfüllt, verändert sich automatisch das Verhalten des Mannes ihr gegenüber.

Wichtig ist es, kleinen Kindern keine alten Verhaltensmuster zu vermitteln und kleine Mädchen zu stärken, damit sie selbstbewusst und frei aufwachsen und sich bewegen können. Ein gutes Medium hierfür sind Bücher, die sich mit Themen wie „Nein“ sagen beschäftigen oder eine starke weibliche Hauptrolle haben.

Eine kleine Auswahl von Büchern sind folgende:

  • „Ich bin stark, und sag laut Nein!“ von Susa Apenrade und Miriam Coredes.
    In diesem Buch geht es um Lea, die immer wieder in Situationen gerät, in denen sie mutig sein und „Nein“ sagen muss. Bei jeder von diesen Situationen fällt es ihr ein wenig leichter „Nein“ zu sagen und sie merkt, dass es gar nicht schlimm ist.
  • „Der kleine Ritter Trenk“ von Kirstin Boie
    In diesem Buch geht es um Trenk, der als leibeigener Bauernjunge geboren wird und sein Glück versuchen möchte. Im Laufe des Buches trifft er einen Ritterjungen, der kein Ritter sein möchte und die beiden tauschen einfach ihre Rollen. In der Burg, auf die er jetzt kommt, lernt er Thekla kennen, die ein Burgfräulein ist, aber eigentlich auch gerne Ritter werden möchte. Das geht zu dieser Zeit aber nicht und die beiden fangen nun an sich gegenseitig zu helfen.
  • „Igraine Ohnefurcht“ von Cornellia Funke
    In diesem Buch geht es um Igraine, deren Eltern Zauberer sind. Igraine selbst möchte aber gerne eine Ritterin werden und muss viele Abenteuere meistern.
  • „Bea Backboard“ von Eleni Zabini
    In diesem Buch geht es um Bea, die eine kleine Piratin ist und ganz alleine mit ihrem Hund Frodo auf einem Piratenschiff lebt. Sie kommt eines Tages auf der kleinen Insel Pongatonga an. Dort lernt sie eine Gruppe von Kindern kennen, mit denen sie zusammen eine Reihe von Abenteuer erlebt.
  • Ein Buch für etwas ältere Kinder ist „How to be a Girl“ von Julia Korbik.
    Dieses Buch thematisiert die Geschichte der Frauen und stellt eine Reihe starker Frauen vor, außerdem zeigt es wie schön es ist ein Mädchen zu sein.

Diese Bücher sind natürlich nicht nur für starke Mädchen schön zu lesen, sondern auch für starke Jungen. Außerdem gibt es die meisten der Bücher auch als Hörspiel.

Marlen-Blogbeitrag

Über den Blogbeitrag:

Gastbeitrag von Marlen, Schülerin der Waldorfschule Itzehoe.

 

 

 

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