LIEBLINGSFACH-Trainerin und Gymnasiallehrerin Alexandra hat für uns einen wundervollen Beitrag verfasst, über neue Blickwinkel und was 90 Sekunden mit unseren Gefühlen zu tun haben.
Ich mag den Blick von Alexandra – Ich denke, diese Situationen kennen wir alle nur zu gut. 😉 Höchst interessant ist auch die kurze wissenschaftliche Seite dazu. Doch genug der Spoiler, hier ist der Beitrag:
Die Macht der Perspektive: Wie ich meinen Urlaub auf Rügen neu erlebte
Während die meisten in Deutschland vor lauter Hitze nicht aus ihren Häusern gingen, hatten wir auf Rügen morgens kühle 13 Grad – zu kalt, um draußen zu frühstücken. Der Nebel verhängte die Sicht, sodass der eigentlich weite Blick aus den großen Fenstern unseres Ferienhauses eher kurz war. Das von der Wetter-App angekündigte Aufhellen des Himmels verzögerte sich Stunde um Stunde und wir verzogen uns bei Höchsttemperaturen von 20 Grad mit einer Decke aufs Sofa.
In diesen ersten Urlaubstagen (das Wetter wurde am Ende bei 24 Grad angenehm warm und die Sonne zeigte sich dann auch immer wieder) durfte ich unglaublich viel lernen und mir einmal mehr bewusst machen, dass allein mein Gedanken und meine Bewertungen verantwortlich dafür sind, wie es mir geht und wie ich den Urlaub empfinde. An der äußeren Situation – am Wetter – konnte ich nichts ändern, aber an meiner inneren Einstellung dazu schon. Doch dazu brauchte ich eine Entscheidung! Die Entscheidung, das Beste aus der Situation zu machen und mich nicht von den bewertenden Gedanken über die Gemeinheit des Wetters in eine Abwärtsspirale zu bringen.
Ich erinnere mich an eine Challenge, die ich an einem Seminar-Wochenende mal mit meinen Teilnehmer*innen gemacht habe. Da hatten wir uns vorgenommen, alles als ein Geschenk zu betrachten. ALLES! Es war damals schon herausfordernd und gleichzeitig erhellend. Denn der Perspektivwechsel eröffnete ungeahnte Sichtweisen und ganz neue Möglichkeiten.
Ganz nach den Worten Albert Einsteins:
Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben. So, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eins. Ich glaube an Letzteres.
Es fiel mir tatsächlich nicht leicht, das Geschenk in diesen herbstlichen Wetterbedingungen zu sehen – alle, die mich näher kennen, wissen, wie sehr ich die Sonne und ihre Wärme liebe! Zumal es zu Hause endlich wieder Sommer geworden war! Es dauerte wirklich nicht nur ein paar Stunden, sondern satte 2 Tage, bis ich meine Perspektive wirklich von Herzen ändern konnte.
Dabei hatte ich einige wertvolle Erkenntnisse, die ich gern mit dir teilen mag:
Vielleicht kennst du die Aussage des Gehirnforschers Jill Bolte Taylor, dass eine Emotion genau 90 Sekunden dauert, bis sie in unserem Körper durchlebt ist. Trotzdem fühlt es sich manchmal so an, als ob wir tagelang nicht rauskommen aus der Enttäuschung, der Wut, dem Ärger, der Traurigkeit usw.
Wieso ist das so?
Weil unser Gehirn „clever“ ist. Es denkt sich: Ah, jetzt ist sie grade in ihrem Frust über das Wetter… Frust haben wir schon öfter erlebt, da schieb’ ich gleich mal ein paar Erinnerungen rüber, in denen sie schon mal dieses Gefühl hatte.
Und dann kramt das Unterbewusstsein nach passenden Gefühlen und Erinnerungen. Somit ist alles, was ich nach den 90 Sekunden erlebe und fühle, selbst gewählt von meinem Gehirn! Für mich ist es völlig in Ordnung, dass ich länger als 90 Sekunden in diesem Gefühl bleibe – es geht mir gar nicht darum, es in dieser Zeit „abzuhaken“, sondern mir ist wichtig, dass ich mir dann bewusst mache und weiß: Das mache ich grade alles selbst. Ich bin dem Gefühl nicht ausgeliefert, sondern ich kann mir meine Macht zurückholen und der Abwärtsspirale Einhalt gebieten.
Letztlich geht es darum, dass Energie der Aufmerksamkeit folgt
– wenn wir also unsere Aufmerksamkeit auf den Frust legen, dann wird das vermehrt und die Gedanken von unserem Gehirn befeuert. Ganz ehrlich: anfangs ging es mir sogar gut damit – denn es war ja wirklich „unerträglich“, dass ich auf Rügen so frieren musste, während alle andern vor Hitze vergangen sind.
Und ich wollte auch genervt und enttäuscht und traurig sein. Und ich wollte dem überhaupt nichts Positives abgewinnen und ich wollte gar keine andere Perspektive einnehmen, sondern einfach grummelig sein und am liebsten sofort wieder nach Hause fahren. 😉
Erst als ich mir nach dem zweiten Tag meiner inneren Verstimmtheit erlaubt habe, mal wieder aufzutauchen aus diesem Meer an Frust, konnte ich all die schönen Dinge entdecken – gemeinsames Kochen, weil einfach alle immer da waren, gemeinsames Spielen am Abend, das herrliche Haus, das uns so viel Geborgenheit schenkte, die Verbundenheit untereinander, Ruhe und Entschleunigung, die immer mehr Raum einnahmen.
So war mein Bedürfnis nach Sommer, Sonne, Leichtigkeit und viel im Außen sein zwar gar nicht gestillt, aber all die andern wertvollen und gleichberechtigten Bedürfnisse wurden sehr gefüllt und genährt. Und irgendwie hat das Leben wohl gespürt, dass ich genau das brauchte, um wieder voller Elan und mit neuer Energie zu Hause anzukommen.
Wenn du dich von diesen Zeilen angesprochen fühlst und gern ein Stück deines Weges mit mir gehen möchtest, dann lade ich dich herzlich zu meinen Herbst-Angeboten ein. Mögen Sie dir Inspiration und v.a. auch Energie schenken:
1. Lernen mit Achtsamkeit
Nun ist die Anmeldung für die nächste Runde „Lernen mit Achtsamkeit“ ganz offiziell eröffnet und bis 1. Oktober könnt ihr euch gern per mail oder über meine Homepage bei mir anmelden.
https://www.alexandra-andersen.de/lernen-mit-achtsamkeit/
2. Seminar zur Gewaltfreien Kommunikation
Endlich kann ich euch ein Seminar zur GfK in Präsenz anbieten. Am ersten Dezemberwochenende (1. bis 3. Dezember) findet im Landhotel Rügheim ein GfK-Wochenende für Anfänger und Fortgeschrittene statt.
Hier kannst du mehr dazu erfahren: https://www.alexandra-andersen.de/gewaltfreie-kommunikation-2/#PreiseTermineGfK
3. Retreats 2024
Alle Anmeldung laufen über Alexandra unter: info@alexandra-andersen.de
Über die Autorin Alexandra Andersen:
Ich lebe mit meinen beiden Töchtern und meinem Mann in Gerbrunn, wo wir uns alle vier sehr wohlfühlen.
Hauptberuflich bin ich Lehrerin an einem Würzburger Gymnasium. Diese Arbeit erfüllt mich sehr. Gemeinsam mit Schüler*innen Unterricht zu gestalten und dabei voneinander zu lernen, macht mir große Freude. Gleichzeitig habe ich mich auf vielfältige Weise außerhalb des Schulsystems weitergebildet, was mir nicht nur für meinen Berufsalltag in der Schule, sondern auch außerhalb neue Möglichkeiten eröffnet hat.
Das so erworbene Wissen und die Erfahrungen sind mir so wichtig geworden, dass ich mich entschlossen habe, mit meiner nebenberuflichen Tätigkeit dies weiterzugeben.